Wie steht es so treffend in Wikipedia… „in Vietnam herrscht generell Rechtsverkehr, gefahren wird aber wo Platz ist“. Das beschreibt es ganz gut soweit. Verkehrsregeln werden von Vietnamesen genauso ernst genommen wie bei uns seinerzeit das Vermummungsverbot (gibt´s das noch?). Weder Rote Ampeln noch Einbahnen sind von gesteigerten Interesse zumindest bei Mopeds. Generell könnte sich Vietnam das aufstellen von Verkehrsschildern, mal ausgenommen von Wegweisern, komplett sparen denn Stoppschilder, Vorrangschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Einfahrtsverbote werden nicht mal ignoriert. Das Fahren am Gehweg mit dem Moped ist vollkommen normal. Aber einige Verhaltensweisen sind dann doch eher Gewöhnungsbedurftig.

Rechts abbiegen. Beim Rechts abbiegen darf man auf keinen Fall nach links schauen sondern man hupt und fährt einfach stur weiter, wer schaut verliert und wer verlangsamt oder gar stehen bleibt, weil er eigentlich Nachrang hätte, riskiert das er vom Hintermann/frau auf die „Hörner“ genommen wird.

Links abbiegen. Das ist richtig schräg, denn man fährt nicht wie bei uns bis zur Kreuzungsmitte vor und biegt dann ab, man biegt direkt links in den Gegenverkehr ab, möglichst ganz links und fährt solange durch den Gegenverkehr bis sich eine Lücke auftut, um nach rechts zu wechseln.

Fußgänger sind das letzte. Als Fußgänger auf Vietnams Straßen musst Du damit klarkommen das Du in der „Nahrungskette“ noch nach Hunden oder Katzen und lediglich ganz knapp vor Ratten an der Reihe bist. Bei Hunden und Katzen wird zumindest versucht auszuweichen bei Fußgängern definitiv nicht. Zebrastreifen sind hier die pure Geldverschwendung, es macht überhaupt keinen Unterschied wo Du versuchst die Straße zu überqueren, es ist jedes mal ein Spiel mit dem Leben oder zumindest mit Deiner Gesundheit. Generell gilt, bloß nicht stehenbleiben sondern in einem konstant gleichem Tempo weitergehen, dann fließt der Verkehr um einen rum und man hat die besten Chancen heil auf der anderen Seite anzukommen.

Hupen statt bremsen. Jedem der das erste mal nach Vietnam kommt, fällt es sofort auf. Ein konstantes Gehupe überall. An diese dauernde Kakophonie muss man sich gewöhnen. Denn für Vietnamesen ist das der Ersatz für die Bremse. Kein Witz, statt zu bremsen wird gehupt. Man hupt wenn man von hinten kommt, wenn man in den Gegenverkehr fährt, wenn man stehen bleibt, wenn man aus einer Seitenstraße kommt, man hupt einfach dauernd. Wenn es in Vietnam so etwas wie ein „Pickerl“ gibt, dann steht wahrscheinlich nur ein Punkt drauf…Funktionsfähige Hupe, der Rest scheint ziemlich egal zu sein, wenn man sich den Zustand der Fahrzeuge anschaut.

Ladung. Da wird es ja teilweise richtig abenteuerlich. Speziell bei den Mopeds und Motorrädern traut man oft seinen Augen nicht. Mein unangefochtener Spitzenreiter ist 3 Personen (2 Erwachsene und ein Kleinkind) plus ein Kühlschrank auf einem Moped. Leider war ich zu langsam beim zücken meines Handys, aber das war echt spektakulär. Es ist wirklich faszinierend, was man mit viel Phantasie und Willen alles auf so ein Moped montiert kriegt.

Alkohol am Steuer. Die Vietnamesen trinken gerne und viel. Vor allem Bier in Verbindung mit Whisky Soda sind sehr beliebt. Generell herrscht hier 0,0 Promille im Straßenverkehr, was außer uns aber niemanden zu interessieren scheint. Nachts fahren ist hier definitiv keine gute Idee, denn schon nüchtern gehört das Bedienen von motorbetriebenen Fahrzeugen nicht zu den angeborenen Talenten von Vietnamesen. Sie zeichnen sich im Straßenverkehr auch in nüchternem Zustand vor allem durch vollkommen erratisches Verhalten aus. Umso weniger will man einem besoffenen Vietnamesen auf einem fahrbaren Untersatz begegnen und die Chance ist nachts auf jeden Fall sehr groß.

Polizei sieht man hier auf den Straßen so gut wie nie. In den knapp 2 Monaten die wir hier unterwegs sind haben wir vielleicht 5 mal Polizei gesehen und eine Verkehrskontrolle haben wir noch gar nicht erlebt. Theoretisch braucht man für Vietnam so wie für die meisten Asiatischen Länder einen Internationalen Führerschein. Bis jetzt hat sich aber bis auf einen Vermieter zumindest beim ausleihen von Mopeds und Motorrad (bei Autos ist das hoffentlich anders) noch keiner dafür interessiert. Nur in Da Lat wollte der Vermieter den Internationalen Führerschein sehen. In den verschiedenen Travel Blogs werden zwar immer wieder irgendwelche Horrorgeschichten von astronomischen Strafen und Abnahme des Motorrads beschrieben, aber ich glaub da wird viel übertrieben, wie wir bei anderen Themen während unserer Reise auch schon feststellen mussten.

Als Fazit kann man sagen, das Fahren in Vietnam ist durchaus ein Abenteuer. Aber wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, den Wahnsinn antizipierend, unterwegs zu sein dann geht das. Am besten ist es man geht mit der Prämisse ans Werk sich in einem regelfreiem Raum zu bewegen. Das gepaart mit defensivem Verhalten und Konzentration, erhöht die Chancen heil zu bleiben. Schwierig wird es wenn man glaubt auf seinem Recht beharren zu müssen, frei nach dem Motto „Ich hatte aber grün!“. Wie meistens im Leben gilt auch hier… „Attitude keeps you alive“

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