Unsere Tour nach San Pedro beginnt in La Serena. Der Bus fährt um 15:00 ab. Nachdem Claudia aber gerne frühzeitig am Busbahnhof ist, bestell ich das Uber für 13:30. Nach zwei Ehrenrunden der Pilotin findet sie uns letztendlich doch. Beim einladen des Gepäcks bricht sie allerdings gleich mal in Panik aus weil unsere Taschen so groß sind und ich die Heckklappe zu schnell und zu fest zugemacht habe. Laut Uber dauert die Fahrt zur Busstation 10 Minuten, dank der talentierten Fahrweise schafft sie es in 20 Minuten. Beim Aussteigen kriegt sie wieder die Krise weil die Heckblende aus der Halterung gehüpft ist. Ich glaub sie ist froh uns los zu sein aber das gilt für beide Seiten. Bus ist weit und breit noch keiner in Sicht, auch um 15:00 Uhr noch nicht. Claudia wird langsam unrund und geht fragen. Alles gut der Bus hat nur 20 Minuten Verspätung. Aus den 20 werden dann noch 45 Minuten, aber schlussendlich sitzen wir im Bus und sind auf dem Weg nach Calama. Fahrzeit 16 Stunden. Wir rechnen kurz nach ob sich das mit unserem Anschlussbus nach San Pedro ausgehen wird. Wenn wir noch weitere Verspätung aufreißen könnte das knapp werden. Unser Bus nach San Pedro geht um 9 am morgen und wir müssen zu einer anderen Bushaltestelle die allerdings nur 15 Minuten zu Fuß entfernt ist.
Unsere ganze Kalkulation erweist sich allerdings als unnötig da wir trotz 45minüter Verspätung bei der Abfahrt bereits um kurz nach 06:00, also eine halbe Stunde früher als geplant, in Calama eintreffen. Nachdem die Gegend ein bisschen „creepy“ ausschaut warten wir in der Busstation bis es hell wird. Auf dem Weg zur anderen Busstation finden wir sogar so etwas ähnliches wie ein Cafe. Dort schlagen wir erst mal ein bisschen Zeit tot mit gar nicht so schlechtem Kaffee und einem Croissant mit Schinken und Käse.



Der Bus nach San Pedro ist pünktlich und fast leer. Die Fahrt durch die Wüste dauert 1,5 Stunden. Bis auf einen riesigen Solarpark und einige Windräder gibt´s zunächst nicht viel zu sehen. Erst als wir uns San Pedro nähern ändert sich die Landschaft. Es wird bergiger, man fährt die letzten Kilometer entlang des Valle de la Luna mit seinen Pittoresken Felsformationen. Man könnte auch am Mars sein. Es schaut hier tatsächlich so aus wie man es auf den Bildern der Marssonden sieht.

San Pedro liegt auf etwa 2300 Metern. Die Kulisse ist beeindruckend denn die Berge im Westen von San Pedro sind alle zwischen 4500 und knapp 6000 Metern hoch. Dominiert wird die Szenerie vom Licancabur einem Vulkan der über 5900 Meter hoch ist. San Pedro ist mit seinen etwa 15.000 Einwohnern nach wie vor ein eher kleines Städtchen. Hier lebt so gut wie jeder und alles vom Tourismus. Kein Wunder denn San Pedro ist der universelle Ausgangspunkt für alle Touren in den Chilenischen Teil der Atacama Wüste. Außerdem ist einer der wenigen funktionierenden Grenzübergänge nach Bolivien in der Nähe.



Uber gibt`s hier leider gar nicht und Taxis sind auch Mangelware, also bleibt uns nix übrig als die 25 Minuten Fußweg zur Unterkunft mit unseren Ortlieb Duffle Bags zu hatschen die sich, wie schon die vergangenen 10 Monate, wieder mal bezahlt machen. Unsere Unterkunft, das Amigo Lucho erweist sich als eher Rustikal. Das Zimmer erinnert in der Größe an unser Hotelzimmer in Hong Kong nur hässlicher, aber es ist zumindest sauber und das Bad hat eine vernünftige Größe. Wir haben einen wunderbaren Ausblick auf den Hotelparkplatz und freie Sicht auf jede Menge Sperrmüll der herumliegt. Generell kann man sagen das „Amigo Lucho“ war einer der ganz wenigen Fehlgriffe die uns bis jetzt auf unserer Reise unterlaufen sind. Aber was solls, Hässlichkeit tut ja nicht weh.


Claudia hat für die nächsten Tage ein Programm ausgetüftelt. Zunächst geht es zu den Lagunas de Baltinache das sind Salzwasserlagunen etwa 45 Autominuten südwestlich von San Pedro. Am Weg dorthin halten wir für das Frühstück beim sogenannten Magic Bus einem Geripp von einem Autobus den Minenarbeiter hier in der Wüste zurückgelassen haben. Keine Ahnung warum das so ein Instagram Hotspot ist. Von den ehemals 7 Lagunen haben nur noch 3 Wasser und auch sie werden von Jahr zu Jahr kleiner. Schwimmen darf man hier mittlerweile auch nicht mehr. Aber für ein paar schöne Fotos reicht es allemal.


Am Nachmittag geht es dann in das berühmte Valle de la Luna. Das Valle de la Luna ist eigentlich kein einzelnes Tal, eher ein Gewirr aus verschiedenen kleinen Tälern und Canyons. Das Farbenspiel der Felsformationen ist wirklich schön. Die Landschaft wechselt zwischen Canyons und Dünenlandschaften. An Skulpturen erinnernde Kalksteinformationen sind beliebte Fotomotive. Danach geht es dann für den Sonnenuntergang zu einem Aussichtspunkt in der Nähe bei dem sich jeden Nachmittag hunderte Menschen treffen. Am Weg dorthin geraten wir sogar in ein kurzes Gewitter mit Regenschauer…soviel zum Thema trockenste Wüste der Welt. Am Sunset Viewpoint ist es schwierig ein Foto zu machen wo nicht hundert Leute drauf sind, aber schön ist es trotzdem, schön kalt vor allem.






Am nächsten morgen geht es recht zeitig los, wir werden wir um 07:00 Uhr abgeholt. Nach einer 20minütigen Pick Up Rallye kreuz und quer durch San Pedro geht es in Richtung Süden aus san pedro raus. Der erste Stopp ist der südliche Wendekreis (Tropico de Capricorno). Eigentlich nur ein Schild im nirgendwo mit einem Anzeiger für die Himmelsrichtungen damit man weiß in welche Richtung sich der Wendekreis erstreckt. Danach gibt´s Frühstück in Socaire einem Bergdorf das bereits auf 3.300 Metern liegt. Aber es geht heute noch höher rauf. der nächste Stop sind die Piedras Rojas. das sind Vulkanische Seen die auf über 4000 Metern liegen. Bekannt sind diese Seen vor allem durch die roten Sandsteinformationen entlang der Ufer. Die hab ich mir ehrlich gesagt etwas spektakulärer vorgestellt, aber die Kulisse ist trotzdem genial mit dem Türkisblauem Wasser und den Vulkanen im Hintergrund, ist es wirklich Spektakulär.





Danach geht´s zuerst wieder ein Stück runter und dann nochmal höher rauf auf über 4500 Meter. Wieder sind das Ziel Bergseen. Die Lagunas Miscanti y Miñiques liegen auf knapp 4200 Metern und haben Ihren Namen von den beiden Vulkanen Miscanti (5600 Meter) und Miniques (5900 Meter) die auf beiden Seiten der Seen hochragen. Die Kulisse ist wirklich atemberaubend zwischen diesen beiden Riesenvulkanen. Man mag es ja kaum glauben, aber hier an diesen Seen leben tatsächlich Flamingos.

Dann geht es wieder retour in Richtung San Pedro. Am Weg halten wir noch an der Laguna Chaxa einer Salzlagune wo es auch Flamingos gibt. Auf Grund des Lithiumabbaus der in der Nähe statt findet trocknet dies Lagune aber auch aus und wird wohl in den nächsten Jahren verschwinden. Bereits jetzt ist es eher eine übel riechende Schlammpfütze als ein Lagune. Schade drum!






Am nächsten morgen geht´s bereits um 05:30 los. Wir wollen zu den Geysiren von Tatio. Da man diese am besten kurz vor Sonnenaufgang sehen kann müssen wir früh los, denn die Fahrt dauert etwa 1,5 Stunden. Die Tatio Geysire sind nicht besonders groß, aber sehr viele. Auf dem Tatio Geysirfeld gibt es über 100 Punkte an denen das heiße Wasser austritt. Speziell am frühen morgen sind die Dampffontänen am besten zu beobachten, da die Umgebungstemperatur bei etwa – 5 Grad liegt. Wenn es dann nach Sonnenaufgang sehr rasch wärmer wird ist der austretende Dampf kaum mehr zu sehen. Die Fahrt hier her lohnt sich auf jeden Fall. Man sollte sich allerdings darauf einstellen, das nicht allein ist. Jeden morgen rollt eine Kolonne aus über hundert Mercedes Sprintern von San Pedro in Richtung Tatio. Also eher sowas wie ein Massenhappening. Auf dem Rückweg halten wir noch in dem kleinen Dorf Machuca. Dort gibt es die angeblich älteste Kirche in Chile (soll aus dem 16 Jahrhundert sein) und Lama Spieße die Claudia auch gleich mal probieren muss.


Morgen haben wir quasi Ruhetag bevor es dann weiter geht nach Vicuna in die Heimat des Pisco dem Chilenischen Nationalgetränk.