Nach vier Tagen Zwischenstopp in Bangkok sind wir jetzt in Hong Kong aufgeschlagen. Für die Fahrt in die Stadt checken wir uns Tickets für den MTR Airport Express. Die Endstation dieser Linie ist direkt in Hong Kong Island wo sich unser Quartier befindet. Mit etwas Glück finden wir dann auch noch den richtigen Bus für die letzten zwei Kilometer bis zum Woody House. Unser Zimmer ist im 6 Stock. Aussicht gibt´s auf die Nachbarhäuser, aber zumindest haben wir ein Fenster. Die Zimmergröße ist eine echte Herausforderung, ich frag mich wie die das Bett da reingebracht haben. Zwei Personen plus zwei große Taschen, das ist wie Tetris. Gleichzeitig die Taschen auspacken spielt es nicht. Einer muss im Bett warten bis der andere fertig ist. Nix für Leute mit Platzangst.

Nach dem wir uns sortiert haben ist es schon fast 21 Uhr und wir wollen noch die Umgebung sondieren und gegessen haben wir auch noch nichts. Der Rezeptionist macht uns allerdings keine große Hoffnung, aber er meint der 7/11 hat noch offen und dort gibt es Instant Nudelsuppe. Klingt verführerisch! Tatsächlich haben hier die meisten Lokale zwischen 20:30 und 21:30 Sperrstunde. Und das im Zentrum von Hong Kong. Aber nur hundert Meter vom Woody House entfernt ist uns das Glück hold, und wir kriegen noch ein Plätzchen in einem Lokal. Fünfzig Euro für zwei Ramen, ein Bier und ein Wasser sind zwar nicht gerade günstig, aber das scheint hier ein etwas angesagteres Lokal zu sein. Eine Hong Kong Hippster Lokal sozusagen. Das Essen ist jedenfalls hervorragend also alles gut.

Am nächsten morgen als wir losmarschieren um Hong Kong Island zu erkunden fallen uns wahnsinnig viele Philippinische und Indonesische Frauen auf die auf den überdachten Hochwegen die die Stadt durchziehen campieren. Die Frauen wirken aber allesamt gut gepflegt und sitzen in fröhlichen Grüppchen zusammen. Claudias Recherche ergibt, dass es sich bei den Frauen um Gastarbeiterinnen handelt die als Haushälterinnen und Kindermädchen für Hong Kong Familien arbeiten. Nach dem aber die Wohnungen so klein sind müssen die Frauen in Ihrer Freizeit am Wochenende die Wohnungen verlassen damit die Familien mehr Platz haben, also campieren sie überall, bei Schönwetter in den Parks und wenn es nicht so schön ist dann eben auf den überdachten Hochwegen die durch die Stadt führen.

Auf unserer Erkundung stoßen wir auch auf die Central Mid Level Escalators, das sind Rolltreppen die von der Queens Road den Berg hinaufführen bis zum Kinwick Center. Eine sehr bequeme Art diesen Bereich der Stadt zu erkunden denn die Bergflanke an der Hong Kong Island liegt ist ziemlich steil. Hier gibt es viele Bäckereien, kleine Läden, Tatoo Shops und hippe Lokale. Die Preise hier sind aber auch recht hip muss man dazusagen, aber „schäbiger Chic“ hat eben seinen Preis. Wir fahren mit den Rolltreppen bis rauf und gehen dann zu Fuß wieder hinunter. Das Viertel ist jetzt architektonisch nicht gerade eine Meisterleistung und wirkt teilweise etwas abgehalftert im Vergleich zu den Hochglanz Wolkenkratzern mit seinen Luxusshops im „Tal“.

Dann mussten wir natürlich noch die Doppeldecker Straßenbahn ausprobieren. Man kann ja nicht in Hong Kong Island gewesen sein ohne dieses Wahrzeichen auszuprobieren. Diese Dinger sind ja echt aus der Zeit gefallen. Unfassbar eng und wahnsinnig unbequem. Federung oder sowas gibt´s natürlich nicht und als normal gewachsener Europäer ist aufrecht stehen am Oberdeck auch nicht möglich. Die Dinger ruckeln und schaukeln und quietschen und machen alle möglichen Geräusche und man ist echt froh wenn man heil wieder draußen ist.
Am nächsten Tag fahren wir dann mit der Zahnradbahn rauf auf den Victoria Hill. Mit dem Wetter haben wir Glück, die Vorhersage stimmt nicht, es ist sogar sonnig. Die Peak Tram fährt beim Hong Kong Park weg. Die Fahrt rauf dauert nur etwa 10 Minuten. Oben ist ein große Aussichtsplattform für die muss man allerdings extra zahlen. Das kann man sich aber sparen, denn wenn man den Weg beim Ausgang aus der Bergstation ungefähr 100 Meter nach vorne geht hat man einen super Ausblick über das ganze Bay Areal und man ist quasi allein, da sich alle auf der Aussichtsplattform drängeln. Der Blick von hier oben über die Hong Kong Bay ist super, vorausgesetzt man hat etwas für Wolkenkratzer übrig. Wir entschließen uns das Rückfahrticket verfallen zu lassen und zu Fuß vom Victoria Hill abzusteigen. Das zahlt sich wirklich aus, denn der Weg führt Anfangs durch ein wirklich schönes Waldgebiet. Dann kommt man in ein Gebiet wo es sich offensichtlich nur die reichsten leisten können hier zu leben, bevor man dann wieder in die Häuserschluchten eintaucht.



An unserem letzten Tag hier wollen wir uns noch die Festlandseite von Hong Kong – Kowloon anschauen. Dazu wollen wir natürlich die Fähre benutzen, die sind ja mindestens so berühmt wie die Doppelstock Straßenbahnen. Die Schiffe sind allerdings noch deutlich älter als die Straßenbahnen. Die 8 Fähren die es derzeit gibt sind seit 1955 bzw. 1958 im Dienst und das sieht man Ihnen auch deutlich an. Es ist wirklich unglaublich, dass eine so reiche Stadt wie Hong Kong, so wenig in seine Infrastruktur investiert. Kowloon ist mit Ausnahme des Bereichs direkt am Pier mit der großen Shopping Mall ziemlich hässlich. Die Hochhäuser entlang der Straßenschluchten wirken recht schäbig und heruntergekommen. Als wir am Polizei Hauptquartier Kowloon vorbeikommen sehen wir eine lange Vitrine in der Steckbriefe von gesuchten Personen ausgehängt sind. Fast alle davon werden gesucht, weil sie an den friedlichen Demokratie Protesten teilgenommen haben.




Vielleicht ist ja das der Grund, dass einem diese Stadt so ein komisches Gefühl gibt. Die Menschen sind sehr in sich gekehrt und wirken eher abweisend und unfreundlich. Selten sieht man Leute lachen, alles wirkt eher gedrückt und sehr ernst. Ich bin jedenfalls froh, dass es morgen weitergeht auch wenn es stimmt, dass man Hong Kong gesehen haben sollte.