Woohooo – das erste Mal auf den Philippinen!
Start in Manila.
4 Nächte zum Ankommen und Organisieren.
Obwohl, so viel gibt’s ja gar nicht zu organisieren.
Der Weiterflug nach Bali ist bereits gebucht.
Denn ohne gültiges Ausreise-Ticket kein Einchecken für den Flug nach Manila.
Wird tatsächlich beim Luggage Drop kontrolliert.
Danach nicht mehr.
Die beiden Inlandsflüge nach Cebu City und von Borocay zurück nach Manila sind ebenfalls schon eingetütet.
Haben wir bereits in Ho Chi Minh City erledigt.
Die Flüge werden von Woche zu Woche empfindlich teurer.
Also entgegen unserer Go-with-the-Flow Natur schon im Vorfeld eine grobe Route zurecht gelegt und die Flüge gecheckt.
War ein Kraftakt.
Was also tun in Manila?
Manila anschauen, haha.
Ist ja nicht gerade klein.
25 Mio Einwohner.
Was du schon beim Anflug siehst:
Wolkenkratzer und Wohnsilos türmen sich fast überall auf.
Dagegen wirkt HCMC fast bescheiden.
Wir wohnen im Stadtteil Makati.
Heftigste Bautätigkeiten.
Hier werden eifrig bescheidene Häuschen, Hütten, Baracken gegen Mega-Türme ausgetauscht.
Unser Hotel hat nur 13 Stockwerke.
Echt niedrig.
Noch ein Unterschied zu HCMC:
Der Verkehr.
Mopeddichte bei weitem nicht so wie in HCMC.
Dafür mehr Autos.
Bedeutet mehr Stau.
Auf vielen Strecken bist du zu Fuß fast schneller.
Zu Fuß ist auch in Manila unser Motto.
Und die gratis Fähre den Pasig River entlang.
Tipp von William.
William ist 74.
Hat lange in den USA gelebt.
Seit 23 Jahren wieder zurück in Manila.
Besitzer des Restaurants von unserem 1. Abend in Manila.
Gleich ums Eck unseres Hotels.
Gibt für sein Leben gerne Ratschläge für Manila & Co.
Seinen heißesten Tipp hat er zum Abfotografieren auf einem schon etwas abgenudelten Zettel geschrieben:
Die Fähre.
Zuerst mit der kleinen Fähre ans andere Flussufer (10 Pesos pro Person = 0,16 Euro).
Dort zur Fähr-Haltestelle.
Drinnen ist ein Wartebereich und einfacher Schreibtisch aufgebaut.
Ein Angestellter lungert dahinter am Sessel.
Wir setzen uns einfach mal auf die Wartebänke.
Der Angestellte winkt uns zu sich.
Ok.
Gratis heißt nicht einfach einsteigen und fahren.
Nein, eine Liste wird ausgefüllt.
Name, Telefonnummer, Geschlecht und Endstation.
Plus Unterschrift.
Und ID herzeigen.
Dafür gibt’s dann ein kleines Ticket mit deinen Namen und der Endstation.
Vor dem Ausfüllen wird noch eifrig telefoniert.
Finden später heraus, sie müssen checken, ob überhaupt Platz für dich auf deiner Teilstrecke ist.
An jeder Haltestelle gibt’s dann Papierlisten.
Werden gesammelt.
Das kleine Ticket wird bei der Endstation eingefordert.
Die Fähre kommt.
Besser gesagt, ein umgebautes altes Polizeiboot.
1,5 Stunden den Fluss entlang.
Manila in a nutshell.
Start im fancy Bezirk Makati.
Modernste Hochhäuser, serviced Residences.
Weiter den Fluss runter Fabriken, Industrie.
Der Fluss färbt sich sich von schlammig-braun-grün zu schwarz-grau.
Gasblasen steigen auf.
Grässlicher Gestank.
In dieser Kloake lebt nichts mehr.
Außer Plastik.
Entlang des Ufers Baracken und abgefuckte Wohnblöcke.
Überall hängt Kleidung zum Trocknen.
Bunte Farbflecken im Schimmel-Grau der Häuser.
Wir sehen tatsächlich Kinder in die grau-schwarze Brühe springen.
Endstation ist nahe dem historischen Bezirk Manilas – Itramuros.
Am Weg dorthin fallen sie mir zum ersten Mal auf:
Straßenfamilien.
Straßenkinder.
„Wohnung“ ist ein Tricycle, das tagsüber für Taxifahrten herhält.
Oder eine Hängematte.
Oder ein Stück Karton.
Eine Mutter wäscht ihre beiden Kleinen am Gehsteig-Rand an einer Haltestelle.
Etwas weiter sitzen Kids in kleinen Lavours neben dem Verkaufsstand der Eltern.
Überall viele Kinder.
Sehr viele leben ohne Eltern auf der Straße.
80.000 wird geschätzt.
Hab den Eindruck, es sind viel mehr.
Ein kleiner Junge läuft uns nach.
Fünf, vielleicht sechs Jahre alt.
Nase rinnt.
Fragt um Geld.
Seine beiden älteren Freunde oder Geschwister feuern ihn aus der Entfernung an.
Zögere.
Aber dann kann ich nicht anders.
Gebe ihm ein paar Pesos.
Auf die „Gefahr“ hin, von mehr Kinder umlagert zu werden.
Doch der Kleine sagt artig „Thank you“.
Dreht ab.
Checkt neugierig seine „Einnahme“.
Und kehrt zu den anderen zurück.
Mir krampft’s den Magen zusammen.
Viele verkaufen ihre kleinen Körper um zu überleben.
Gewalt, Drogen und Alkohol sind Teil ihres Alltags.
Viel zu viele verschwinden einfach.
Keinen kümmert’s.
Diese Kids haben von Anfang an einfach keine Chance.
Setzen unseren Weg fort.
Raus aus der Altstadt.
Etwas ältere, aber doch schnieke Wohn- und Bürosilos türmen sich auf.
Shopping Malls empfangen Kundschaft.
Vorne bewachen Securities die Eingänge.
Bewaffnet wie bei uns die Polizei nicht.
Pumpguns.
Maschinenpistolen.
Sturmgewehre.
Auf der Rückseite bitterste Armut.
Heruntergekommene ein-zwei-stöckige Häuser.
Wellblech-Verschläge.
Überall Müll.
Beißender Gestank.
Menschen, Hunde, Katzen, Ratten und Kakerlaken teilen sich die Gasse.
Ein junges Mädel kauert hochschwanger auf einem Karton.
Daneben ihr zweijähriges Kind.
Eine Obdachlose schiebt ihren geistig schwer behinderten Sohn vor sich her.
Eine geistig verwirrte ältere Frau krakelt herum.
Absolute Trostlosigkeit.
Aber keine Aggression.
Zumindest uns gegenüber.
Werden weder angebettelt.
Noch angestänkert.
Werden ignoriert.
Also ob wir gar nicht da wären.
Wie unsichtbare Beobachter in einem dystopischen Film.
Nur ist das hier Realität.
Auch Realität:
Makati City.
Das Epizentrum der Geschäftswelt, des Erfolgs und Reichtums.
Die Buendia Ave bildet eine unsichtbare, für Arme aber absolut undurchlässige Grenze.
Alles super-sauber.
Kein einziger Zigarettenstummel auf der Straße.
Auch kein einziger Obdachloser.
Nicht einmal am Hintereingang.
Supermoderne Skyscraper blenden.
Auf der Straße Luxusautos.
Supergepflegte Parks mit schicken Cafés und strengen Benutzungsregeln.
Mittendrin Greenbelt – die Luxus Shopping Mall.
Gucci, Dior & Co. versammeln sich.
Spannender Weise auch H&M und Zara.
In der Mitte des Komplexes ein saftig grüner, durchdesignter Garten.
Im Zentrum eine sternförmige Kapelle.
Kannst zwischen deinen Einkäufen beten gehen.
Sonntags gibt’s hier eine Messe.
Bei den Eingängen warten schwarze Mini Vans und Chauffeure auf die mit Einkaufstaschen beladenen Rich Kids.
Überfütterte Mode-Hunde werden stolz Gassi geführt.
Die Preise der Restaurants würden selbst im 1. Bezirk in Wien hervorstechen.
80 Euro für einen Octopus-Salat (Vorspeise).
110 Euro für ein Steak mit Foie gras.
Das wird wohl nicht unser Lokal heute Abend.
Werden wieder zu William gehen.
Manila.
Eine erbarmungslose Stadt.
Ohne Netz.
Hier überlebt, wer Geld hat.
Oder extrem hart in Nehmen ist.