Will in Santiago de Chile unbedingt bei Tageslicht ankommen.
Millionenstadt.
Südamerika.
Busbahnhof Gegend nicht das beste Viertel.
Da will ich’s lieber hell haben.
Buchen den Bus mit Abfahrt in Mendoza um 10:00.
Angegebene Ankunft Santiago de Chile:
18:00.
3 Stunden, bevor’s dunkel wird.
Geht sich auch mit Verspätung aus, denke ich.
Guter Plan, denke ich.
Tja …
Aber fangen wir von vorne an.
Sitzen im nervenzerfetzendem Mendoza (siehe auch: Silvester wie noch nie!).
Wohin wollen wir als nächstes?
Wirklich schon weiter nach Chile?
Oder doch noch etwas in Argentinien anschauen?
El Calafate mit seinem berühmten Gletscher?
Ganz runter nach Ushuaia, Feuerland?
Habe immerhin extra noch in eine zweite Uniqlo Daunenjacke investiert.
In Denpasar.
Bin für tiefe Temperaturen gewappnet!
Checken nochmals die Preise.
Flug.
Weil Bus dauert da runter wirklich ewig.
Preise auch nach Silvester nicht gemäßigter.
Flug mit über 500 Euro pro Person.
One way.
Plus die Unterkünfte auch wohlfeil.
Dafür sehr basic ausgestattet.
Haken Patagonien hier in Argentiniern ab.
Vielleicht ja in Chile besser.
Somit:
Auf nach Santiago de Chile!
Mit dem Bus.
Quer über die Anden.
Soll spektakulär sein.
Buchen wieder semi cama.
40 Euro pro Person.
Vernünftiger Preis.
Zum Busbahnhof sind’s nur 17 min zu Fuß.
Muss unter der Autobahnbrücke durch.
Hm.
Gescheit, hier als zwei offensichtlich europäische Touris voll bepackt zu Fuß zu gehen?
Mach Google Maps auf.
Checke die Gegend mit Streetview.
Nerdig?
Vielleicht.
Aber:
Better safe than sorry!
Schaut sehr ok aus.
Viele Shops und kleine Lokale.
Menschen auf den Streetview Fotos sehr normal.
Und es ist ein Wochentag zur „rush hour“.
Da sollte es auch gut belebt sein.
Rollern also mit unseren Taschen den Boulevard L. N. Alem hinauf.
Start:
07:30
Check-in am Bus Terminal unkompliziert.
Die chilenische Zoll-Deklaration gleich online auszufüllen.
Wird also schnell gehen an der Grenze.
Denken wir.
Mal wieder mehr als genug Zeit bis zur Abfahrt.
Gebe die letzten argentinischen Pesos für Schoki aus.
Immer eine gute Investition!!



Ansonsten bepackt mit einer großen Wasserflasche.
Also mehreren.
Und den obligatorischen Erdnüssen.
Für den kleinen Hunger zwischendurch.
Bei der Zollerklärung muss man angeben, ob man Lebensmittel und Gewürze jeglicher Art mithat.
Äh.
Soll ich einfach nein ankreuzen?
Nirgends steht, WELCHE Lebensmittel nicht nach Chile dürfen.
Hab auch die Gewürze, den Kaffee und Tee eingepackt.
Sogar das Öl.
Fest in viele Schichten Plastiksackerl eingewickelt, haha.
Warum immer wieder alles neu kaufen?
Bin diesmal super korrekt.
Kreuze „ja“ an.
Auch absurd.
Als ob man eine 8-stündige Busfahrt ohne etwas zu essen antritt!
Der Airbnb-Vermieterin hab ich unsere Ankunftszeit und WhatsApp Nummer geschickt.
Das einzig Mühsame bei Airbnb:
Das Koordinieren der Schlüsselübergabe.
Viele machen keinen Self Check-in.
So auch Carolina in Santiago de Chile.
Aber haben wieder eine eSIM für Chile gekauft.
Kann ihr also von unterwegs ein Update geben.



10:00
Der Bus startet pünktlich.
Die Reiseblogs haben nicht übertrieben.
Die Fahrt durch die Anden genial.
Wechselnde Berglandschaften.
Alles sehr karg.
Kaum bewachsen.
Nur ab und zu entlang eines Flusses.
Mächtige Berge.
Gipfel teilweise noch schneebedeckt.
Fahren durch argentinische Skiorte.
Liftanlagen wie bei uns in den 70ern!!






13:20
Nähern uns der argentinisch-chilenischen Grenze.
Oh Shit.
Eine ewig lange Autoschlange.
Stau vor der Grenze.
Fahren mit dem Bus cool an allen Auto vorbei.
Direkt vor an die Grenze.
Sehr genial, denke ich.
Busse haben Vorrang!
Vor uns 10 Busse an der Grenze.
Schaut ja nicht so schlimm aus.
Wird einigermaßen rasch gehen.



Nur:
Warum holt sich der Busfahrer einen POLSTER aus dem Gepäcksraum??
Oh, oh.
Kein gutes Zeichen.
GAR kein gutes Zeichen.
Arno steigt aus.
Füße vertreten.
Vapen.
Ich bleib im Bus.
Wird bald weitergehen.
Nach 1 Stunde Stillstand:
Steige auch aus.
In der Stunde wurden zwei Busse abgefertigt.
ZWEI!!!
Hoffnung auf rasch schwindet.

Sonne brennt runter.
Sind auf gut 3.000m Höhe.
Ok, muss der Airbnb Gastgeberin Bescheid geben, dass es später wird.
Arno checkt sein Handy.
Die argentinische SIM hier oben ohne Empfang.
Also die chilenische aktivieren.
Schaut zunächst gut aus.
Lässt sich aktivieren.
Zeigt Empfang an.
Dann geht sie in den „nur Notrufe“ Modus.
Mist.
Alle Tricks durchgespielt.
Flugmodus aus-/einschalten.
Handy neustarten.
Immer gleiches Ergebnis.
Zunächst normaler Empfang.
Dann Notruf Modus.
F*ck.
Wie gebe ich Carolina jetzt Bescheid???
Außerdem:
Ohne Empfang und Internet-Zugang können wir in Santiago auch kein Uber bestellen …
Arno geht vor zum Grenzgebäude.
Ha!
Gibt ein free Wifi vom chilenischen Zoll.
Macht Sinn, wenn man die Zollerklärung nur elektronisch abgeben kann.
Schreibt Carolina.
Dann ist auch das Wifi wieder weg.
Es ist grottenschlecht.
Nur selten und dann auch nur kurz aktiv.
AAAAAHHHHHH!!!!!
17:50 (10 Minuten vor der angegebenen Ankunftszeit in Santiago)
Unser Bus ist dran!
Steigen schnell ein.
Der Bus fährt in die vorgesehene Koje.
Und es passiert … NICHTS.
Sitzen weitere 30 Minuten im Bus.
Bis zwei super demotivierte Gepäckträger vom Zoll das Gepäck ausladen.
Denn das Gepäck muss natürlich durch einen Scanner.
Chile ist nicht bei Mercosur.
Im Gebäude zwei Schalter offen.
Lange Schlange davor.
Rücken nur ganz langsam vor.



Versuche zwischendurch immer wieder mal eine WhatsApp an Carolina zu schicken.
Fast unmöglich.
Fällt dauernd aus.
Da hast du ja im Casino mehr Gewinnchance als hier im Wifi eine Nachricht durchzubekommen.
Weitere 45 Minuten vergehen.
Ist die Aus-/Einreise Prozedur so kompliziert?
Was wird alles gemacht?
Fingerabdrücke?
Fotos?
Gar nichts.
Gar nichts wird gemacht.
Nur der Pass durchgezogen.
Kurzer Blick Passbild Gesicht.
Das war’s.
Wär in 1 Minute erledigt.
Wenn die Grenzbeamten nicht immer wieder ausgiebig mit einander plaudern müssten.
Oder überhaupt auf Pause gehen würden.
Gäbe auch weit mehr als nur 2 Schalter.
Aber warum an einem starken Reisetag alle besetzen?
19:20
Sind offiziell in Chile eingereist.
Unsere Taschen auch.
Warten bereits am Gepäcksband.
Jetzt noch der Zoll.
Habe brav meine Lebensmittel ausgepackt in der Hand.
Zollerklärung am Handy Screen.
Interessiert den Zöllner überhaupt nicht.
Weder die Zollerklärung.
Noch meine Lebensmittel.
Nur die Frage: „Fresh fruit?„
„No.“
Und durch sind wir.


19:30
Setzen die Fahrt nach Santiago fort.
Total geniale Landschaft.
Enge Serpentinen den Berg hinunter.
Wunderschönes, sanftes Sunset-Licht.
Eigentlich zum Schauen und Genießen.
Eigentlich.


Denn kann grad nicht genießen.
eSIM funktioniert weiterhin nicht.
Immer wieder das selbe Spiel.
Auch weiter unten im Tal.
Wo der Empfang besser sein sollte.
Nicht gut.
Gar nicht gut.
Kann nicht mit Carolina den Check-in koordinieren.
Können ohne Netz kein Uber rufen.
Hinzu kommt:
Haben noch keine chilenischen Pesos.
Für ein Taxi oder so.
Arno wollte an der Grenze nichts wechseln.
Gibt sicher ATMs auf einem Busbahnhof einer Millionenstadt.
Hoffentlich kein Argentinien oder Uruguay Moment.
Schau dauernd auf die Uhr.
Wird fix dunkel sein, wenn wir in Santiago eintreffen.
Bin angespannt.
Werde grantig.
Geh damit Arno auf die Nerven.
Bis er auch grantig wird.
Nähern uns Santiago de Chile.
Und dem Busbahnhof.
Auf den letzten Metern noch komplettes Bus Stau-Chaos.
Die Zufahrt zum Busbahnhof führt durch ein enges Gassenwerk.
Zu eng für so viele Busse.
Die alle gleichzeitig in den Busbahnhof wollen.
Prinzip:
Der Stärkere gewinnt.


22:45
Angekommen!
15 Stunden nachdem wir aufgebrochen sind.
Der Busbahnhof ist drinnen so chaotisch wie draußen.
Das soll der wichtige Busbahnhof in Santiago de Chile sein?
Schaut abgefuckter und rustikaler aus als jeder Busbahnhof in Argentinien.
Aber gut.
Konzentration.
Wir brauchen Bargeld und eine funktionierende SIM Karte.
Die Shops haben großteils schon zugesperrt.
Zuerst Bargeld.
1. ATM
„No foreign cards accepted.„
Uh.
2. ATM
Spuckt chilenische Pesos aus.
YES!!
Jetzt brauchen wir die SIM.
Aber wo, wenn fast alles zu ist?
Wandern mit unseren Taschen suchend durch den Busbahnhof.
Er leert sich langsam.
Entdecke einen Kiosk mit SIM Karten in der Auslage.
Juhu!!
Gleichzeitig spricht uns ein Security Guard an.
Was wir brauchen.
Kann sehr gut Englisch.
Total nett!!
Hilft Arno beim SIM-Karten-Kauf.
Installieren müssen wir sie selbst.
Der Security-Mann noch:
„Don’t do it outside the bus station. Too dangerous outside.„
Okaaaay.
Dann bleiben wir drinnen.


Legen die SIM in Arnos Handy ein.
Lässt sich aktivieren.
Und dann nichts.
Kein Empfang.
Hm, vielleicht geht’s mit meinem Handy?
SIM Karte umgelagert.
Zeigt alles an.
Außer Empfang.
AAAAAAHHHHHH!!!!
Kann Carolina noch immer nicht Bescheid geben.
Arno hat geniale Plan B Idee.
Gegenüber vom Busbahnhof ist ein IBIS Hotel.
Die haben sicher Wlan.
Also raus aus dem Busbahnhof.
Scanne die Umgebung.
Naja, gemütlich sieht sie nicht aus.
Schlecht beleuchtete, enge Gassen.
Rein ins IBIS.
Safe space.
Fühlt sich grad wie eine kleine Oase an.
Setzen uns zur Bar.
Bestellen mal Getränke.
Erstens, um guten Gewissens nach dem Wlan fragen zu können.
Zweitens, weil jetzt echt Zeit zum Durchatmen ist.
Irgendwie mag das Wlan nicht.
Dafür geht jetzt die SIM!!
Hat anscheinend eine Zeitlang gebraucht, bis sie wirklich aktiv ist.
HURRA!!
23:30
Rufe Carolina über WhatsApp an.
Sie hebt nicht ab …
Verdammt.
Vielleicht hat sie „aufgegeben“, weil wir uns nicht mehr gemeldet haben?
Entwickeln einen Plan C.
Übernachtung hier im IBIS.
Wenn sie ein Zimmer für uns haben.
Probiere es aber nochmal bei Carolina.
SIE HEBT AB!
Total lieb.
Sie spricht kein Englisch.
Ich dafür kein Spanisch.
Aber ihr Freund ist bei ihr.
Fließend Englisch.
Beide sind im Apartment.
Alles überhaupt kein Problem.
Warten auf uns.
Busbahnhof nur 15 min vom Apartment entfernt.
Sollen ein Uber rufen.
00:00
Raus aus dem IBIS.
Haben mittlerweile den massiven Schutz-Rollladen herunterlassen.
Nur mehr kleine Nottür.
Von außen fest verschlossen.
Draußen kaum jemand auf der Straße.
Weder Menschen noch Autos.
Hauseingänge und Geschäfte fest verbarrikadiert.


Uber rufen.
Soll in 7 Minuten da sein.
Schreibt Arno, er sei da.
Nur wo?
Sehen kein Auto mit passendem Kennzeichen.
Die App zeigt den Standort um den halben Block rum an.
Der Uber Fahrer will sich nicht zu uns bewegen.
Also müssen wir.
Großartig.
Um Mitternacht.
Zwei Touristen.
Voll bepackt mit großen Taschen und Rucksäcken.
Mit Smartphone in der Hand.
Durch das Busbahnhof Viertel.
Der Busbahnhof mittlerweile verlassen.
Straßenbeleuchtung spärlich.
Taxler weisen Arno drauf hin, das Handy unbedingt einzustecken.
Doch wie sollen wir sonst unseren Fahrer finden?
Komische Gestalten laufen rum.
Wobei, wahrscheinlich kommen mir momentan ALLE komisch vor.
Kurze Verwirrung.
Laufen in die falsche Richtung.
Bin angespannt.
Sehr.
Mag hier einfach weg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit finden wir das Uber Auto.
Umso herzlicher der Empfang durch Carolina und ihren Freund!
Haben total Mitleid mit uns und unserer Odyssee.
Das Apartment ein absoluter Traum.
Liebevoll mit Vintage-Möbel eingerichtet.
Schöner Parkettboden.
Zarter Vanilleduft in der Luft.
Sind angekommen.
Nach 17 Stunden.
00:30
