Nach über 40 Stunden Reisezeit von Hong Kong via Tokio und Dallas sind wir endlich in Buenos Aires angekommen. Einreise und Gepäck sind superflott erledigt. Eine E-Sim für Argentinien haben wir schon in Hong Kong gekauft, also brauchen wir nur noch ein bisschen Bargeld für Taxi etc. Die beiden ATM´s im Flughafen sind aber außer Dienst. Also versuch ich einen Uber mit Kartenzahlung zu kriegen, scheitere aber auch dabei. Aber vorausschauender Weise hab ich noch in Dallas 400 USD aus dem ATM dort geholt und mach mich auf die Suche nach einer Bank oder Wechselstube. Auch nicht so einfach zu finden, denn es gibt genau eine Bank auf diesem Flughafen und die hat sich wirklich gut versteckt in einem aufgelassenen Teil in der Nähe der Gepäckbänder. Zwei Leute sind vor mir dran es dauert kaum ein halbe Stunde da darf ich auch schon vortreten. Nach Vorlage und Kopieren von Pass und Boardingpass und ausfüllen von einem Formular nimmt der gute Mann meine fünf 20 Dollar Scheine auch schon entgegen um sie mir umgehend unter heftigen Kopfschütteln zurückzuschieben. Ein zweiter Schalterbeamter, offensichtlich etwas besser der englischen Sprache mächtig als mein gegenüber, erklärt mir dass man nur makellose Scheine annehme. Gemeinsam suchen wir also aus meinen zwanzig 20 Dollar Noten brauchbare heraus. Tatsächlich schaffen gerade fünf die Qualitätsprüfung. Der ganze Vorgang bis ich zu einem Scheißkurs endlich mein Geld gewechselt kriege, dauert fast 30 Minuten. Den Uber bestellen geht super schnell, den Uber zu finden dauert dann wiederum, weil die eingezeichnete Pickup Zone offensichtlich nicht mehr stimmt. Aber Schlussendlich kaum 2 Stunden nach der Landung sitzen wir im Auto und sind auf dem Weg in unser erstes AirBnB.

Unser Vermieter erwartet uns bereits in der Wohnung und er kann sogar sehr gut Deutsch. Er hat nämlich wie er uns erzählt Österreichische Wurzeln. Von Ihm erfahren wir auch, das es fast aussichtslos ist an einem Geldautomaten an Bargeld zu kommen. Wenn überhaupt bekommt man höchstens 50.000 Pesos und dafür zahlt man dann als Tourist eine Gebühr von 10.225 Pesos. Aber die meisten Geldautomaten meint Bruno sind nach 9 Uhr morgens eh schon leer. Für europäische Touristen sei die beste Möglichkeit sich via Western Union Geld anzuweisen. Das funktioniert innerhalb weniger Minuten und man kann es bei jeder Western Union oder Pago Facil Filiale abholen. Das funktioniert auch wirklich. Dieser Tip war wirklich wertvoll. Es geht auch deutlich schneller als die Suche nach einem Bankomaten der noch Geld hat. Es ist echt ein bisschen grotesk, hier fahren hunderte Geldtransporter rum aber bei keinem ATM gibt’s Geld.  Es ist mir in Buenos Aires das erste Mal in meinem Leben passiert, dass ich in eine Bank gegangen bin (ja das war eine echte Bank) und die Auskunft bekam, dass sie heute kein Geld mehr haben.

Touristen scheinen sich im Moment kaum noch nach Buenos Aires zu verirren. Selbst an den Touristischen Hotspots von Buenos Aires wie Plaza de Mayo, Av. Florida, San Telmo oder La Boca ist touristisch nichts los. Nur die steten „Cambio“ Rufe der illegalen Geldwechsler erinnern einen daran, dass man sich in Touristischen Gefilden bewegt. Aber ehrlich gesagt würde es mich auch wundern, wenn es anders wäre. Ich weiß nicht, wie es hier früher war, angeblich soll Buenos Aires mal eine wirklich tolle Stadt gewesen sein. Jetzt ist es leider eine zunehmend verfallende Stadt. Wenn man durch die Stadt schlendert fällt einem sofort ins Auge, dass wahnsinnig viele Häuser zum Verkauf stehen oder einfach verfallen. Auch die Zahl der Obdachlosen ist augenscheinlich stark angewachsen. In jeder Straße durchkämmen abends und in der Nacht Menschen die Mülltonnen auf der Suche nach etwas brauchbaren. Morgens liegt dann der Mist neben den Mülltonnen auf der Straße. An manchen Ecken und Plätzen kann man aber den Glanz der Vergangenheit noch sehen. Ein Stadtteil, zum Beispiel, der sich deutlich vom Rest von Buenos Aires abhebt ist Palermo Soho. Man spürt hier, trotz der tristen Situation Argentiniens, so etwas wie einen positiven Vibe. Es ist es auch deutlich sauberer und lebensfroher als in den anderen Stadteilen die wir uns angeschaut haben.

Wir sind jetzt seit ca. 4 Wochen in Südamerika und die meiste Zeit davon haben wir in Argentinien zugebracht. Das Land scheint in einem permanenten Krisenmodus. Innerhalb eines Jahres hat der argentinische Peso fast 2/3 seines Wertes verloren, wieder mal. Am 12.12.2023 war ein Euro 393,- Pesos wert. Heute, ein Jahr später sind es 1070,- Pesos. Mit der Abwertung einher gingen astronomische Preissteigerungen. Die Löhne sind aber kaum gestiegen. Noch immer verdient ein durchschnittlicher Argentinier umgerechnet etwa 450 Euro im Monat. Die Hälfte der Bevölkerung lebt an oder unter der Armutsgrenze. Über 25 Prozent leben im Elend. Das alles wird leider sehr anschaulich, wenn man durch Buenos Aires spaziert.

Die Preise haben mittlerweile absolut Europäisches Niveau erreicht, das Service hinkt noch hinterher. Eine Pizza kostet im Schnitt zwischen 23 und 32 Euro in einem normalen Lokal. Ein Bier (0,5L) vom Fass im Lokal zwischen 4 und 8 Euro. Argentinisches Rindfleisch war vielleicht mal günstig, jetzt muss man für ein Steak schon zwischen 30 und 45 Euro berappen. Nach wie vor günstig ist Wein. Eine Flasche sehr guten Malbec gibt’s im Supermarkt oder in der Vinothek schon ab 4 Euro. Im Lokal kostet die selbe Flasche dann aber auch 30 Euro oder mehr.

Die Quartiere sind hingegen noch vergleichsweise günstig. Für das, was man zu zweit für ein Abendessen ausgibt, kriegt man durchaus eine nette kleine Wohnung mit 50qm im Zentrum von Buenos Aires pro Nacht. Wir haben für unsere Air BnB´s hier zwischen 35 und 55 Euro pro Nacht bezahlt. Jetzt geht es in die Gegend von Mendoza. Mal schauen ob es da anders ist, soll ja die reichste Region sein.

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