Warning:
Das ist kein Travel Blog Post, der dir erzählt, wie toll alles ist.
Sorry not sorry.
Buenos Aires war wohl mal eine tolle und wohlhabende Stadt.
War.
Von der alten Größe ist für mich nicht viel übrig geblieben.
Ja, riesige Bauten.
Teilweise wirklich schön.
Ein bisschen wie Wien oder Paris.
Andererseits an einen gewissen Größenwahn erinnernd.





Wohnen in San Telmo.
Einem der ältesten Viertel Buenos Aires.
Zwei unterschiedliche Airbnbs (in Argentinien mietest du dich vor allem. in Airbnbs ein, kaum Hotels).
Zuerst klassisch eine ganze Wohnung für uns (vermietet von Bruno).
Nahe bei der Plaza del Mayo.
Wo der Präsidenten Palast steht.
Dann ein Zimmer mit Bad bei Jorge und Gustavo.
Den Rest ihres Hauses wie Küche und Wohnzimmer können wir mitbenutzen.
Total schön.
Eine kleine Oase.
Wenn auch noch weiter südlich sprich ärmeren Bereichs von San Telmo.


Was mir als eines der ersten Dinge in Buenos Aires auffällt:
Die Mülltonnen.
Bzw. das Chaos rundherum.
Der Müll aus den Mülltonnen wieder heraus geräumt.
Rundherum verstreut.
Teilweise versehen mit Drogenbesteck.
Begreife nach ein paar Tagen, warum das so ist.
Es gibt unfassbar viele Menschen, die in Buenos Aires auf den Straßen leben.
Schlafen tagsüber in Hauseingängen, an Kreuzungen, in Parks.
Große Matratzen als ihre Lager.



Viele Menschen siehst du mit Trolleys durch die Straßen laufen.
Nein, keine Touris auf der Suche nach ihrem Airbnb.
Die Vermutung liegt nahe, dass in diesen Trolleys das gesamte Hab und Gut dieser Menschen ist.
Auch Kinder ziehen ihre Trolleys hinter sich her.
Selten wird aktiv gebettelt.
Meist etwas zum Verkauf angeboten.
Wie Socken.
Oder Taschentücher.
Ein kleiner Junge keine sechs Jahre alt steht vor einem Supermarkt.
Vor ihm 10 Packungen Taschentücher aufgebaut.
Verkauft er.
Mir zerreißt’s fast das Herz.
Gebe ihm 1.000 Pesos.
Sehe wie ein anderer Obdachloser ihm auch Geld zusteckt..
Zusammenhalt in der „Community“?
Wär schön!
Eigene Technik bei Verkäufern in den U-Bahnen:
Legen ihre Waren den Fahrgästen am Schoß.
Wer kaufen will, bezahlt.
Besteht kein Interesse, wird die Ware wieder eingesammelt.
Beliebt: KitKat.
Zurück zu den Mülltonnen.
Es vergeht kein Tag, kein Spaziergang, wo ich nicht jemanden in den Mülltonnen nach Brauchbarem wühlen sehe.
Essen.
Kleidung.
Recycle-Material wie Dosen, das zu Geld gemacht werden kann.
F*ck.



Buenos Aires ist definitiv nicht die erste Stadt, in der mir bittere Armut begegnet.
Aber ganze Viertel, fast die ganze Stadt wirken wie ein sterbender Organismus.
Häuser zu Hauf zum Verkauf.
Kaum wo wird neu gebaut.
Die alten Häuser verfallen.
Bäume und Sträucher wachsen aus den Dächern.
Autos auf der Straße, die bei uns nicht mal mehr auf dem Schrottplatz wären.
Kein Auto ohne Delle oder Schaden.
Kein Geld um irgendetwas zu reparieren.



Bedrückend.
Beklemmend.
Du siehst in den Augen der Menschen auch keine Hoffnung, dass etwas besser werden könnte.
Nur Resignation.
Fatalismus.
Besonders hier in San Telmo und La Boca, einem noch ärmeren Viertel.
Doch auch in den wohlhabenden Vierteln wie La Recolta oder Palermo spüre ich keine Lebensfreude.
Auch wenn es den Menschen hier definitiv um Klassen besser geht.
Sie schicke Markenkleidung tragen und in teure Lokale essen gehen.
Im Juli 2024 war die inflation bei 288%.
Im September bei 193%.
Das wird schon gefeiert.
Gehälter werden nicht angepasst wie bei uns.
50% leben an oder unter der Armutsgrenze.
Weitere fast 25% „im Elend“.
Bedeutet sie haben nichts.
Gar nichts.
Die musst du zu den 50% dazu zählen.
Umso mehr verstehe ich das Preisniveau nicht.
Ok, in den Lokalen mögen die Preise für die Wohlhabenden und Touris sein.
Essen Steak mit Pommes um 17-20 Euro.
Pizza ist das Teuerste mit über 20 Euro.
Nudeln etwas günstiger mit ca 15 Euro.
NB:
Das Durchschnittseinkommen pro Monat liegt bei 457 Euro.
Aber die Preise im Supermarkt.
Nahe an österreichischen Preisen.
500gr der billigsten Nudeln bei ca 2 Euro.
100gr Schinken bei ca 2-3 Euro.
Kaffee ist Luxus.
100 Gramm Packung kostet 2 Euro.
Also 20 Euro das kg.
500ml Olivenöl kaufen wir um 6.000 Pesos (ca. 6 Euro).
Fleisch ist günstig:
Beiried bei ca. 8 – 10 Euro das Kilo.
Preise sind teilweise total erratisch.
Und unterschiedlich von Supermarkt zu Supermarkt.
Kostet die Flasche Sparkling Wine in einem Supermarkt 5.090 Pesos.
Bietet der andere 200m weiter die Flasche derselben Marke um 3.500 an.
Ein simples Weinglas kostet im Supermarkt 8 Euro.
Eine Stumpenkerze ebenfalls.


Aber auch Sprit ist teuer.
1 Liter Benzin bei 1,2 Euro.
Noch teurer als Lebensmittel ist Kleidung.
Sehe kein T-Shirt unter 10 Euro.
Second Hand T-Shirt wohlgemerkt!
What the f***?
Wie können die Menschen hier überleben?
Sich mit dem Notwendigsten versorgen?
Kann es mir nicht erklären.
Finde auch bis heute keine Antwort darauf.
Umso erstaunlicher, dass es relativ ruhig und sicher ist.
Rund um den Präsidenten Palast und der Plaza del Mayo finden immer wieder Demos statt.
Aber kleine.
Wie eine Demo rund um Frauenrechte.
Weil Milei viele Unterstützungen gestrichen hat.
Beeindruckend allerdings mit welchem Aufgebot die Polizei vor Ort ist.
Inklusive Wasserwerfer.
Bin zwar neugierig, aber Arno verbietet mir näher zur Demo hinzugehen.
Hat ja auch Recht.
Da willst nicht zwischen die Fronten kommen.
Auch wenn momentan alles friedlich wirkt.

